Teil 2 von Mascha Kaleéko
Eines Morgens leuchtet es ins Zimmer,
und du merkst: 's ist wieder mal soweit.
Schnee und Barometer sind gefallen.
Und nun kommt die liebe Halswehzeit.
Kalte Blumen blühn auf Fensterscheiben.
Fröstelnd seufzt der Morgenblattpoet:
»Winter läßt sich besser nicht beschreiben,
als es schon im Lesebuche steht.«
Blüten kann man noch mit Schnee vergleichen,
doch den Schnee . . . Man wird leicht zu banal.
Denn im Sommer ist man manchmal glücklich,
doch im Winter nur sentimental.
Und man muß an Grimmsche Märchen denken
und an einen winterweißen Wald
und an eine Bergtour um Silvester.
Und dabei an sein Tarifgehalt.
Teil 3 folgt am 3. Advent
Mascha Kaléko
(aus: Die paar leuchtenden Jahre, Gedichte, 2003, dtv , hrsg. von Gisela Zoch-Westphal)